Modul 4

Rassistische Kriegspropaganda, Radikalisierung der nationalsozialistischen „Rassenpolitik“ und ihre Folgen für People of Color (1939–1945)

Modul 4 veranschaulicht, welche Folgen die rassistische deutsche Kriegspropaganda hatte, die sich während des Krieges gegen Frankreich 1940 gegen den Einsatz alliierter Kolonialtruppen richtete. Diese Propaganda mobilisierte Stereotype der gegnerischen Kolonialsoldaten als „schwarze Bestien“, die bereits im Ersten Weltkrieg genutzt worden waren und im Nationalsozialismus mit antisemitischen Bildern verbunden wurden.
Anhand von drei Biografien wird herausgearbeitet, wie sich diese Propaganda auf die Behandlung französischer Kolonialsoldaten auswirkte und welche Folgen die zunehmend entgrenzte rassistische Gewalt im Krieg für People of Color in Deutschland hatte.
Am Schicksal des französischen Offiziers Charles N’Tchoréré (B4.a) aus der Kolonie „Französisch-Äquatorialafrika“ (heute Gabun) in Zentralafrika werden die rassistischen Merkmale der Massaker veranschaulicht, die deutsche Einheiten während des Westfeldzuges im Sommer 1940 an kriegsgefangenen französischen Kolonialsoldaten verübten. Wie sich durch die rassistische Kriegspropaganda und die entgrenzte Gewalt im Krieg der Rassismus gegenüber Schwarzen Menschen innerhalb Deutschlands verschärfte, wird am Beispiel von Bayume Mohamed Husen (B4.b) aus dem ehemaligen „Deutsch-Ostafrika“ (heute Tansania) deutlich. 1941 wurde Husen wegen einer außerehelichen Beziehung zu einer weißen Frau in das KZ Sachsenhausen eingeliefert, wo er 1944 starb.

Ein weiteres Beispiel für die Verschärfung rassistisch motivierter Verfolgung von People of Color ist die systematische Inhaftierung chinesischer Migranten aus Hamburg-St. Pauli im Jahre 1944. Porträtiert wird der Gastwirt Woo Lie Kien (B4.c) aus Kanton, der nach seiner Verhaftung in Folge schwerer Misshandlungen durch die Gestapo starb. Woo Lie Kiens deutsche Lebensgefährtin wurde in das KZ Ravensbrück eingeliefert, überlebte jedoch die Haft.

Zudem werden die oben genannten deutschen Massaker an der Westfront, die systematischen Mordaktionen im Vernichtungskrieg in Osteuropa und die Verschärfung rassistisch motivierter Verfolgung von People of Color in Deutschland aufeinander bezogen und dabei die Rolle von Rassismen, Antislawismus und Antisemitismus sowie von kolonialen Vorstellungen vergleichend beleuchtet.

Im gegenwartsbezogenen Fokus wird schließlich eine Aktion postkolonialer Aktivist*innen vorgestellt, die das Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Hamburg 2003 symbolisch nach Bayume Mohamed Husen umbenannten: Während ein auf dem Areal befindliches Relief aus der nationalsozialistischen Zeit die glorifizierende Erzählung von den „Askari“ beschwört, die im Ersten Weltkrieg angeblich „treu bis in den Tod“ auf deutscher Seite gekämpft hätten, macht die Umbenennungsaktion den Rassismus gegenüber Schwarzen Menschen sichtbar.


Unter den folgenden Rubriken finden Sie die Texte, Aufgaben und Materialien zu Modul 4:

  • E4–5: Einführender Text zu den Modulen 4 und 5 für Multiplikator*innen
  • D4: Didaktische Hinweise für Multiplikator*innen
  • A4 + F4: Aufgaben sowie Aufgaben mit Fokus auf die Gegenwart für Bildungsformate mit verschiedenen Zielgruppen
  • H4: Hintergrundtext mit Informationen zu historischem Kontext, Biografien und Quellen für Multiplikator*innen und die Zielgruppen
  • B4: Biografische Darstellung für die Zielgruppen:
  • B4.a: Biografische Darstellung zu Charles N’Tchoréré
  • B4.b: Biografische Darstellung zu Bayume Mohamed Husen
  • B4.c: Biografische Darstellung zu Woo Lie Kien
  • M4: Bild- und Textquellen sowie Darstellungstexte und Infokästen als Arbeitsmaterialien für die Zielgruppen
  • G1–5: Glossar zu den Modulen 1 bis 5 zur Erläuterung zentraler Begriffe für Multiplikator*innen und die Zielgruppen (siehe blau markierte Begriffe in den Texten)

Gesamtes Modul 4 als PDF